Wir gratulieren unseren BBK-SH Kolleginnen Susan Walke, Ute Diez und Eve Wiemer!
Gewinnerinnen des Kunstwettbewerbs „Skulptur Leid und Unrecht“ stehen fest KIEL. Viele Menschen, die in der Zeit von 1949 bis 1975 als Kinder und Jugendliche in Einrichtungen der Behindertenhilfe, der Kinder-und Jugendpsychiatrie oder der damaligen Jugendfürsorge untergebracht waren, haben dort Leid und Unrecht erfahren. Dazu gehörten Medikamentenversuche, Unterversorgung, Gewalt und Erniedrigung. Um daran zu erinnern, hat das Sozialministerium in Zusammenarbeit mit der Muthesius Kunsthochschule und dem Landesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler den Kunstwettbewerb „Skulptur Leid und Unrecht“ ins Leben gerufen. Der Preis wird durch die Stiftung Anerkennung und Hilfe gefördert. Künstlerinnen und Künstler aus Schleswig-Holstein waren aufgerufen, Entwürfe für eine Skulptur einzureichen, die an das Schicksal der Betroffenen erinnern und die historische Verantwortung dafür zum Ausdruck bringen sollen. Jetzt stehen die Gewinnerinnen des Kunstwettbewerbs fest, die eine siebenköpfige Jury ermittelt hat. Sozialminister Dr. Heiner Garg betont: „Es ist wichtig, dass wir an das Schicksal der Betroffenen erinnern und dieses auch öffentlich sichtbar machen. Dies soll zugleich eine Mahnung sein, dass das Wohl und der Schutz von anvertrauten Kindern oberste Priorität haben müssen. Dafür haben wir den Kunstwettbewerb organisiert. Ich gratuliere den Künstlerinnen ganz herzlich, deren Skulpturen von der Jury ausgewählt wurden. Sie haben beeindruckende Werke geschaffen.“ Den ersten Platz belegt die Künstlerin Susan Walke für ihren Entwurf der Skulptur „Leid und Unrecht 2020“. Die Künstlerin erhält ein Preisgeld von 1500 Euro sowie 7000 Euro für die Fertigstellung einer Skulptur, die an verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein und anschließend an einem festen Platz aufgestellt werden soll. Die Skulptur thematisiert Missbrauch in staatlichen, kirchlichen und privaten Einrichtungen, das Leid der Betroffenen und das mangelnde Interesse der damaligen Gesellschaft an den Zuständen in den Einrichtungen. Die Jury kommt in ihrem Votum zu folgender Begründung: „Dieser Entwurf von Susan Walke verbindet auf ideale Weise inhaltliche Aussagen, die Ansprache der Betroffenen mit einer starken künstlerischen Wirkung. Der systematische Missbrauch wird durch die Aktenordner symbolisiert. Sie bilden die visualisierte Grundlage für das zugefügte Leid und Unrecht in staatlichen, kirchlichen und privaten Einrichtungen, abgeheftet in Aktenordnern. Auf der Basis steht das Gebäude ohne Dach, ohne Türen und Fenster, symbolhaft für Schutz- und Aussichtslosigkeit für die Betroffenen. Es macht die Entindividualisierung der Opfer deutlich. Die politische Situation wird durch die abgewandte Gesellschaft, die Öffentlichkeit im Allgemeinen dargestellt. Sie stehen für alle diejenigen, die sich weggeduckt haben, diese Zustände ignoriert und versucht haben, sie totzuschweigen. Da die Arbeit auch vorsieht, Betroffene bei der Fertigstellung in einer Art symbolischer Handlung mitwirken zu lassen, ist auch diese Vorgabe erfüllt. Alle Aspekte wurden aufgegriffen und haben die Jurymitglieder nachdrücklich überzeugt: Die sinnliche Anmutung kommt hier zusammen mit einer intellektuellen Konzeption.“ Den zweiten Platz belegt die Künstlerin Ute Diez für ihren Entwurf der Skulptur „Luftballons“. Die Künstlerin hat ein Symbol für kindliche Freude – nämlich einen Strauß bunter Heliumballons – verarbeitet und die Ballons mit Schlagworten versehen, die an die Ereignisse in den Einrichtungen erinnern. Sie erhält für ihren Entwurf ein Preisgeld von 1000 Euro. Den dritten Platz belegt die Künstlerin Eve Wiemer für ihren Entwurf der Skulptur „Zwangsernährung“. Die Künstlerin thematisiert das Einlöffeln von erbrochenem Essen. Wiemer war 1953 als fünfjähriges Mädchen in einer Einrichtung der Jugendfürsorge untergebracht und hat dort selbst Misshandlungserfahrungen gemacht. Sie erhält für ihre Skulptur ein Preisgeld von 500 Euro. Wegen der Coronavirus-Pandemie ist die offizielle Preisverleihung zum Kunstwettbewerb auf das kommende Jahr verschoben worden. Dann sollen die Künstlerinnen im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema Leid und Unrecht noch einmal ausgezeichnet werden.
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